Die Opfer mahnen – Im Geschichtspark am 27. Januar

Mit einer Mahnwache und einer Kranzniederlegung im Falkenseer Geschichtspark haben wir gemeinsam mit der Gruppe Stolpersteine in Falkensee und Umgebung am Holocaust-Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. „Die Erinnerung darf nicht enden – Die Opfer mahnen“, stand auf dem Kranz, den wir am Eingangsgitter der einzigen noch erhaltenen Häftlingsbaracke des einstigen Außenlagers des Konzentrationslagers Sachsenhausen befestigt haben.

Anlass der Gedenkveranstaltung war der Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945, wo in den Jahren zuvor Millionen Jüdinnen und Juden und zahlreiche andere Opfer des NS-Regimes ermordet wurden. An die ebenfalls in der NS-Zeit verfolgten und ermordeten Homosexuellen wurde mit einem Strauß weißer Rosen erinnert.

Mit Rücksicht auf die Infektionsgefahr in der Corona-Pandemie konnten diesmal nur etwa ein Dutzend Menschen mit Schutzmasken und Abstand an der Veranstaltung teilnehmen. Trotz der Einschränkungen „wollen wir diesen Tag nicht vorbeigehen lassen, ohne der Opfer zu gedenken“, betonte unser Mitstreiter Jens Lehmann.

Ingo Wellmann, der Leiter des Creativen Zentrums „Haus am Anger“, erinnerte in einer kurzen Einführung an die in dem Falkenseer KZ-Außenlager von Oktober 1943 bis April 1945 internierten Zwangsarbeiter aus unterschiedlichen europäischen Ländern. Diese zwischen 1600 und 2500 Männer, vor allem aus Polen, Frankreich und  Norwegen hatten unter unmenschlichen Bedingungen vor allem für die NS-Rüstungsindustrie arbeiten müssen. Viele von ihnen starben.

In früheren Jahren hat Ingo Wellmann auch mit jüdischen Zeitzeugen des Holocaust die Gedenkstätte im Geschichtspark aufgesucht. Für die Gedenkstätte hat er ein Relief mit Szenen aus dem harten Lagerleben gestaltet. Auch die Skulptur am Eingang des Geschichtsparks mit den drei Figuren, die nicht hören, nicht sehen und nichts sagen – „Denkzeichen gegen die Gleichgültigkeit“ –, stammt von ihm.

Aus dem Erinnern an die damaligen Verbrechen entstehe die Pflicht für uns heute, eine Rückkehr der menschenverachtenden Ideologie von damals zu verhindern. Von einem „Wehret den Anfängen“ könne dabei schon gar nicht mehr gesprochen worden, sagte Ingo Wellmann mit Blick auf die aktuelle Situation, in der Rechtsextremisten und Rechtspopulisten erneut die Stimme erheben und jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger erneut Opfer von Hetze und Angriffen werden.

Zusätzlich zum Kranz haben wir Tafeln mit Aufrufen zu einer lebendigen Erinnerungskultur angesichts des geschehenen Unrechts an das Gitter gehängt. „Das Geheimnis der Erlösung ist die Erinnerung“ stand dort in einem Zitat aus dem jüdischen Talmud. „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnert, ist verdammt, sie zu wiederholen“, so der Philosoph und Schriftsteller George Santayana. „Die Erinnerung darf nicht enden, sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen“, sagte der frühere Bundespräsident Roman Herzog. Auch wenn viele Menschen diese Sätze kennen, ist es uns wichtig, ihre Bedeutung im Kontext sich verändernder gesellschaftlicher Verhältnisse immer wieder bewusst zu machen.

Für diese Wachsamkeit steht das Bündnis gegen Rechts Falkensee. Hier haben sich Bürgerinnen und Bürger bereits im Jahr 2005 zusammengeschlossen, um Rechtsextremismus, Rassismus, Ausgrenzung und Gewalt entgegenzutreten und sich für eine weltoffene, tolerante Stadtgesellschaft und ein respektvolles Miteinander in Falkensee einzusetzen, Anliegen, die damals wie heute aktuell sind.

Die Gruppe Stolpersteine in Falkensee und Umgebung engagiert sich für das Gedenken an frühere jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger unserer Stadt – insbesondere anhand der an ihren früheren Wohnorten oder Wirkungsstätten im Boden verlegten „Stolpersteine“.

WindSchief
Author: WindSchief

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